Umweltbüro.. Veranstaltungen.. Umwelt-Tipps.. Umwelt-Blätter.. Umweltpädagogik.. Afrikawochen.. Leistungsumfang.. Grünflächen

Wildtiere im Stadtgebiet

Umweltblatt 02

  

des Umweltbüros "Am Weißen See"



Themen: ..Wildschwein.. ..Rotfuchs.. ..Steinmarder.. ..Wildkaninchen.. ..Hinweise..
Wir leben mitten in ihr, der Natur, und sind ihr fremd.
Sie spricht unaufhörlich mit uns und verrät uns ihre Geheimnisse nicht.
Wir wirken beständig auf sie und haben doch keine Gewalt über sie.

Johann Wolfgang von Goethe

Wildtiere im Stadtgebiet

Die Einengung ihrer Lebensräume, aber auch das im Stadtgebiet vorhandene Nahrungsangebot, hat einige unserer Wildtierarten veranlasst, auch von der Großstadt als Lebensraum Besitz zu ergreifen.
Der Gesetzgeber bezeichnet Wildtiere als herrenlose Tiere, die entweder dem Jagdrecht unterliegen (bei jagdbaren Arten wie z.B. Rotfuchs, Wildschwein) oder aber dem Naturschutzrecht.
Die Bedingungen, unter denen Wildtiere in ihren neuen Lebensräumen zurechtkommen müssen, geraten ständig mit den Ansprüchen des Menschen in Konflikt. Unter Berücksichtigung einiger Hinweise, wie z.B. auf das Fütterungsverbot oder auf wirksame Schutzmaßnahmen, können auch wir Menschen ganz gut mit Wildtieren in der Nachbarschaft auskommen.


Wildschwein (Sus scrofa)

zu Berliner Forsten Das Wildschwein als Schwarzwild zählt zu den häufigsten jagdbaren Tieren Mitteleuropas. Es ist die wilde Stammform unseres Hausschweins.

Starke Keiler können ein Gewicht von 200 kg erreichen. Tiere solcher Größenordung haben demzufolge einen hohen Nahrungsbedarf. Wildschweine sind außerdem Allesfresser. Sie ernähren sich von Feldfrüchten, brechen feuchte Wiesenflächen auf der Suche nach Maulwürfen, Mäusen, Regenwürmern oder Insektenlarven um. Im Forst bringt das Wühlen einen gewissen Nutzen mit sich. Es werden Larven von Forstschädlingen, Schnecken sowie das Aas verendeter Groß- und Kleintiere gefressen. Neben der bereits erwähnten Nahrung nimmt das Wildschwein auch Eicheln, Bucheckern und Pilze zu sich. Bei großen Mäuseplagen haben sich die Schwarzkittel als außerordentlich nützlich erwiesen: sie verzehrten neben Altmäusen auch nestjunge Mäuse.

Wildschweine kommen u.a. in die Stadt, wenn ihr Nahrungsangebot im Wald oder auf den Feldern knapp wird.

Unsere Gärten mit Kompost- und Laubhaufen, aber auch nicht richtig gesicherte Abfalltonnen sind lukrative Nahrungsquellen für die Schwarzkittel. Häufig werden die Tiere von den Menschen gezielt gefüttert. Daher haben vereinzelte Rotten es vorgezogen, den Wald zu verlassen und in Siedlungsgebieten zu leben, in denen nicht gejagt werden darf.
Neben dem immensen Nahrungsbedarf hat das Wildschwein eine relativ hohe Vermehrungsrate. Auch das Zusammenleben in Familienverbänden, die aus Bachen, Frischlingen und überläufern bestehen, trägt dazu bei, dass ein hoher örtlicher Nahrungsbedarf vorhanden ist. Keiler leben als Einzelgänger.
Die Paarungszeit der Wildschweine liegt in der Zeit von November bis Dezember. Eine Bache kann 4–12 Frischlinge zur Welt bringen.

Unter günstigen Bedingungen kann sich ein Wildschweinbestand im Verlaufe eines Jahres um bis zu 200% vermehren. Das Füttern der Wildschweine ist gemäß Landesjagdgesetz Berlin verboten und kann daher mit Bußgeld belegt werden. Vorrangig sollten in den von Wildschweinen besiedelten Gebieten Komposthaufen und Mülltonnen gesichert werden. Auch sollten sich Betroffene über das Verhalten von Wildschweinen informieren, z.B. über Bachen, die Frischlinge führen. Man sollte ihnen aus dem Weg gehen, da diese dazu neigen, ihren Nachwuchs zu verteidigen. Das Wild kann im Zweifelsfalle nur durch einen wirklich wildsicheren Zaun davon abgehalten werden, in ein Grundstück einzudringen.

   nach oben       


Rotfuchs (Canis vulpes)

zu Berliner Forsten Der Rotfuchs gehört in die Familie der hundeartigen Raubtiere. Er ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie eine Tierart ihre Lebensgewohnheiten an die Menschen angepasst hat. Riesige Getreide- und Kartoffelfelder begünstigen in der Landwirtschaft eine hohe Vermehrungsrate. Als Einzelgänger benötigt der Rotfuchs ein entsprechendes Jagdrevier.

Nicht nur das Nahrungsangebot in der Stadt, sondern auch das Revierverhalten des Rotfuchses haben zu einer zunehmenden Ausbreitung in unseren Städten geführt. Durch regelmäßige flächendeckende Tollwutimpfaktionen wurde auch die Haupttodesursache für den Rotfuchs nahezu eingedämmt. Damit wurde auch die Gefahr, welche für den Menschen durch die unmittelbare Nachbarschaft durch den Rotfuchs bestand, auf ein Minimum reduziert. Der Rotfuchs hat in unseren Breiten keine natürlichen Fressfeinde Für den dämmerungsaktiven Fuchs sind Parkanlagen, Friedhöfe sowie Gartenanlagen bevorzugte Rückzugsgebiete. In erster Linie frisst er Mäuse, Kaninchen, Ratten, Vögel, Insekten und natürlich Abfälle, auch Aas und Obst. Außerdem bevorzugt der Fuchs Nahrung, die reichlich vorhanden und leicht zu erbeuten ist. Oft wird er durch gezielte Futtergaben angelockt. An dieser Stelle sollte an das Fütterungsverbot für Wildtiere erinnert werden.

Die Paarung der Füchse findet im Zeitraum von Januar bis Februar statt. Nach einer Tragzeit von 52 Tagen kann die Fähe 4-8 Welpen werfen, die dann im Herbst die Selbständigkeit erreichen.
Zur Abwehr können wie auch beim Wildschwein wildsichere Zäune empfohlen werden. Unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben können in Ausnahmefällen auch Fallen aufgestellt werden.

   nach oben       


Steinmarder (Martes foina)

zu Berliner Forsten Der Steinmarder gehört als Raubtier zu der Familie der Marder. Der Steinmarder ist an einem deutlich sichtbaren weißen Kehlfleck erkennbar. Im Vergleich zu seinen Verwandten, dem Baummarder, ist er einer der ältesten Kulturfolger. Als solcher hält sich der Marder schon seit dem Mittelalter in der Nähe menschlicher Siedlungen auf. Er lebt in Parkanlagen, Gärten, Dörfern und Städten. Früher ein gefürchteter Räuber in Geflügelställen und Taubenschlägen, konzentriert sich seine für den Menschen ungeliebte Tätigkeit u.a. auf das Zerbeißen von Kabeln in Autos. Das Verhalten des Kabelzerbeißens ist noch nicht restlos geklärt. Man nimmt an, dass der Steinmarder damit eventuelle Rivalen vertreiben will. Als nachtaktives Tier verschläft er den Tag auf dem Dachboden und geht nachts auf Beute. Sein nächtliches Rumoren auf dem Dachboden lässt ihn zu einem lästigen Mitbewohner werden. Er verbreitet durch Anhäufungen von Kot, Urin und Beuteresten einen heftigen Gestank. Auch im Falle des Steinmarders ist die Großstadt zum Lebensraum geworden, in dem er Nahrung problemlos und in ausreichender Menge findet. Steinmarder ernähren sich von Mäusen, Ratten, Wildkaninchen, bodenbrütenden Vögeln und deren Gelegen. Aber er frisst auch Beeren und Obst. Der Steinmarder paart sich im Juli und August. Eine Besonderheit bei der Trächtigkeit der Steinmarder ist die Eiruhe, d.h. erst nach 280 Tagen wirft die Fähe im April 3 – 4 Junge, die dann im Spätsommer selbständig sind. Die Vergrämung der Marder von Dachböden kann durch das Ausbringen von Gerüchen (Haarspray, Petroleum, Salmiak, Parfüm oder Mottenkugeln) erreicht werden. Lärm, wie laute Radiomusik in den frühen Morgenstunden oder das Installieren eines Ultraschallsenders halten den Marder ab, sein Tagesquartier aufzusuchen. An Häusern sollten die Einschlupflöcher des Marders ermittelt werden und mit einem stabilen Brett oder Maschendraht verschlossen werden. Allerdings sollte bei derartigen Maßnahmen berücksichtigt werden, dass in der Zeit von April bis in den Spätsommer hinein mit Jungtieren zu rechnen ist. Gegen das Kabelzerbeißen in Kraftfahrzeugen hilft es, den Motorraum gründlich zu reinigen oder Hundehaare auszubringen. Fallen dürfen lt. Jagdgesetz nur in der Zeit vom 16. Oktober bis 28. Februar in einem von Menschen bewohnten Gebiet aufgestellt werden. Für das Fallenstellen bedarf es einer Ausnahmegenehmigung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (Jagdbehörde).

   nach oben       


Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus)

zu Berliner Forsten Auch Wildkaninchen, ursprünglich in Spanien beheimatet, haben unsere Städte besiedelt. Sie unterscheiden sich vom Hasen durch geringere Größe und kürzere, einfarbige Löffel.

Mildes Klima und leichte, durchlässige Böden bilden eine ideale Lebensgrundlage für Wildkaninchen. Friedhöfe, Parkanlagen, Gärten, Bahndämme und Flugplätze bieten gute Lebensbedingungen, da sich Kaninchen hier in Kolonien Wohnbauten graben.
Bei der Nahrungswahl sind sie nicht sehr wählerisch: Gräser, Kräuter, Triebe, Knospen, Rinde, Getreide, Hackfrüchte stehen auf dem Speisezettel; auch Forsythien, Efeu und Liguster werden nicht verschmäht.
Nicht zuletzt ihre Vermehrungsfreudigkeit lässt die Wildkaninchen im Stadtgebiet schnell zur Plage werden. Nach 30 Tagen Tragzeit setzt die Häsin von März bis Oktober sechs bis acht Mal im Jahr 4 … 12 Junge in besondere Setzröhren. Aus der Tatsache, dass die Jungen nach 4 Wochen selbständig, nach einem halben Jahr geschlechtsreif sind, erklärt sich die hohe Anzahl von Wildkaninchen. Natürliche Feinde wie Rotfuchs, Iltis, Steinmarder und Greifvögel sind nicht in der Lage, die Kaninchenpopulationen in Grenzen zu halten. Die großen Kaninchenvorkommen in den Großstädten verursachen besonders auf Friedhöfen und Parkanlagen massive Schäden durch das Abfressen der Bepflanzungen. Durch die Wühlereien werden die Wurzeln der Bäume freigelegt und der Boden unterwühlt. Im Winter werden junge Bäume im für die Kaninchen erreichbaren Stammabschnitt entrindet.

Das Pflanzenschutzamt Berlin rät daher zum Einzäunen der betroffenen Flächen, wobei der Draht ca. 20 cm in das Erdreich eingelassen werden muss, damit der Zaun nicht unterwühlt wird. Einzelstämme können durch Manschetten geschützt werden. Eine weitere Möglichkeit der Vorbeugung besteht in der Ablenkung der Tiere durch Auslegen von Zweigen an stehenden Gehölzen oder dem Bestreichen der betroffenen Gewächse mit einem Wildverbissmittel. Bei massiven Schädigungen auf Friedhöfen oder in Grünanlagen kann die Bejagung durch Frettchen oder Greifvögel erfolgen.

   nach oben       


Einige Hinweise

Unsere Hinweise zu in der Stadt lebenden Wildtieren sollen dazu beitragen, ein klein wenig Verständnis für die Lebensweise der genannten Tierarten zu erwecken. Gleichzeitig möchten wir nochmals darauf hinweisen, dass insbesondere das Füttern der Wildtiere durch den Menschen dazu geführt hat, die Stadt für die Wildtiere besonders hinsichtlich des Nahrungsangebotes attraktiv zu machen. An dieser Stelle ist nochmals der Hinweis angebracht, Wildtiere nicht zu füttern und auch nicht durch illegale Müllablagerungen anzulocken. Informationen zur Lebensweise von Wildtieren in der Stadt erhalten Sie im Umweltbüro am Weißen See.

Berliner Forsten - Link zu Wildtiere in der Großstadt Weitere Auskünfte, insbesondere zu jagdrechtlichen Fragen, erhalten Sie unter folgenden Adressen:

  1. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung - Jagdbehörde
    Am Köllnischen Park 3, 10179 Berlin

    Wildtiertelefon: (030)-9025-1347/1386, - 9012-22 22
    e-Mail: Wildtiere@senstadt.verwalt-berlin.de
  2. Berliner Forsten - Landesforstamt
    Dahlewitzer Landstr. 4, 12587 Berlin - (030) 64 193 7-0

  3. Senatsverwaltung für Gesundheit
    Oranienstr. 106, 10969 Berlin - (030) 9028-0
  4. Untere Naturschutzbehörden in den Berliner Bezirken:
    Übersicht bereitgestellt auf der Website des Bezirksamtes Charlottenburg-Zehlendorf
    Umweltämter    —    Naturschutzämter
  5. Umweltbüro am Weißen See - Bezirksamt Pankow von Berlin
    Amt für Umwelt und Natur
    Berliner Allee 125, 13088 Berlin - (030) 90295 8076, 90295 8071

   nach oben       

Literaturverzeichnis

  1. Bernhard Grzimek: Grzimeks Tierleben - Enzyklopädie des Tierreichs: Säugetiere Bd. 12, München: Deutscher Taschenbuchverlag, 1993
  2. Curt Floericke: Der kleine Naturforscher in Busch und Wald; Nürnberg: Verlag E. Rister, 1929.
  3. Ellen Wunsch: Die heimlichen Deutschen in: Das Tier, Heft 1, Januar 2000. - Leimingen, Echterdingen: Edmont Ehapa Verlag, 2000
  4. Rudolf Piechozki: Urania-Tierreich in 6 Bänden: Säugetiere; 5. überarb. Aufl. - Leipzig; Jena; Berlin: Urania Verl., 1986
  5. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz: Wildtiere im Stadtgebiet; Berlin, 1998
  6. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Pflanzenschutzamt: Kaninchen als Pflanzenschädlinge; Berlin
  7. Klaus Heinzel: Tiere der Heimat; Berlin: Volk und Wissen, 1988
  8. Fritz Seidel: Wildtiere unter Menschen - 2. durchges. Aufl., Jena, Urania- Verl., 1951
  9. Heinz Meinhardt: Wildschweingeschichten; Berlin: Kinderbuchverlag, 1982
  10. T. Manfred Bürger: Tierwelt von uns erlebt - 3. überarb.Auflage; Berlin: Neues Leben, 1981

   nach oben       


Die Umweltblätter
Der grüne Ort Pankow.. ..Wildtiere im Stadtgebiet.. ..Einige Gedanken zum Reisen.. ..Fütterung von Wasservögeln in der Großstadt.. ..Gefahr oder Hysterie: Mobilfunkstrahlung.. ..Rabenvögel in der Großstadt.. ..Es soll doch alles sauber sein.. ..Die Rosskastanien-Miniermotte cameraria ohridella.. ..Wie die Luft zum Atmen.. ..Was ist die "Lokale Agenda 21"?.. ..Massentierhaltung.. ..Die Pankower Rieselfelder (Blankenfelde, Schönerlinde, Hobrechtsfelde).. ..Entlang der nördlichen Naturschutzgebiete Pankows.. ..Die Kraft der Kräuter.. ..Naturnahe Balkongestaltung.. ..Entlang des Zingergraben-Grünzuges (Berlin-Pankow).. ..Durch das Naherholungsgebiet Berliner Barnim.. ..Begrünung von Baumscheiben.. ..Hinweise zur Fassadenbegrünung.. ..Der Weiße See.. ..Spielend gegen die alltägliche Katastrophe.. ..Lagerfeuer und Grillen.. ..Neozoen - Gebietsfremde Tiere.. ..Schutzgebiete..

Die neuen Umweltblätter des "Umweltbüro am Weißen See"

Anmerkung: Der folgende Absatz wurde von dieser Seite entfernt.     Titelverzeichnis       Kapitelübersicht   

Redaktion: Wilfried Platzek (1991 - 2005: Leiter des Umweltbüros Weißensee/Am Weißen See)
Das Umweltblatt #02 wurde von Ilka Kellner im August 2003 im UMWELTBüRO am Weißen See ausgearbeitet.

Die Internetfassung wurde zuletzt am 03. Juni 2011 aktualisiert.

Anfragen zur Website: webmaster@umweltbuero-weissensee.de

Umweltbüro.. Veranstaltungen.. Umwelt-Tipps.. Umwelt-Blätter.. Umweltpädagogik.. Afrikawochen.. Leistungsumfang.. Grünflächen

VCSS-validiert   validiert in CSS-Formatierung und HTML-Design   HTML 4.0