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Die Rosskastanien-Miniermotte cameraria ohridella

Umweltblatt 08

  

des Umweltbüros "Am Weißen See"



Themen: ..Was ist bekannt?..
Bekämpfung
..mechanisch.. ..biologisch.. ..chemisch.. ..Was wird?.. ..Berliner Adressen.. ..Nachlesen..
Zu fällen einen schönen Baum, braucht's eine halbe Stunde kaum.
Zu wachsen, bis man ihn bewundert,
braucht er, bedenk es, ein Jahrhundert.

Eugen Roth

DIE ROSSKASTANIEN-MINIERMOTTE (CAMERARIA OHRIDELLA) - BLATTBRäUNE DER KASTANIEN

Die Kastanie mit ihrem vollen Laub, den kerzenähnlichen weißen, seltener roten Blütenständen im Frühjahr und ihren braunen Früchten im Herbst ist einer der beliebtesten Bäume im Stadtbild. Doch seit einigen Jahren geht es den ca. 60 000 Berliner Kastanien richtig schlecht. Schuld daran ist die Roßkastanien-Miniermotte.


Wo kommt sie her?

Die Kastanie mit ihrem vollen Laub, den kerzenähnlichen weißen, seltener roten Blütenständen im Frühjahr und ihren braunen Früchten im Herbst ist einer der beliebtesten Bäume im Stadtbild.
Doch seit einigen Jahren geht es den ca. 60.000 Berliner Kastanien richtig schlecht. Steht ein Stadtbaum schon unter Stress, trifft es die Kastanien noch zusätzlich. Schuld daran ist die Roßkastanien-Miniermotte.


Was wissen wir über die Rosskastanien-Miniermotte?

Die Miniermotte ist ein unscheinbarer Kleinschmetterling von ca. 5 mm Körperlänge. Die Flügel haben Fransen an den Rändern, sind metallisch ocker mit außen schwarz gerandeten, weißen Querstreifen und haben eine Spannweite von ca. 7 mm.

In jedem Jahr gibt es mindestens drei Generationen: ab Ende April / Anfang Mai, ab Ende Juni, ab Ende September. In warmen trockenen Sommern verkürzt sich die Puppenruhe und es wächst eine vierte Generation heran.
Die Eier werden ausschließlich auf der Blattoberseite abgelegt, pro Weibchen bis zu 20, pro Blatt bis zu 300.
Die geschlüpften Larven bohren Gänge zwischen Blattober- und Blattunterseite. Sie fressen die Blätter sozusagen von innen auf. Die Fresszeit dauert ungefähr vier Wochen. Die Fressgänge in den Blättern werden "Minen" genannt, der Bergwerkssprache nachempfunden. In diesen Minen findet auch die Verpuppung der Larven statt. Im Sommer beträgt die Puppenruhe zwölf bis sechzehn Tage. Bei der letzten Miniermottengeneration im Jahr umgeben sich die Larven vor ihrer Verpuppung mit einer weißen Seidenhülle - es entsteht ein sogenannter Kokon. Die im Kastanienlaub bzw. im Boden überwinternden Puppen ruhen etwa sechs Monate, um im Frühjahr ab Ende April die ersten Falter zu entlassen.

Erstaunlich ist, dass die Rotblütige Rosskastanie zwar mit Eiern belegt wird, die schlüpfenden Junglarven jedoch überwiegend absterben. So kann im Sommer eine Weißblütige Rosskastanie schon vollkommen braun sein, während eine danebenstehende Rotblütige Rosskastanie noch vollkommen grüne Blätter besitzt.

Was machen drei bis vier Generationen Larven vor der Verpuppung jeweils vier Wochen im Blattinneren?

fressen, fressen, … fressen … …

Schon im Hochsommer hängt das minierte Laub welk an den ästen. Die Blätter werden schnell braun, sterben ab und fallen zu Boden. Mittel- bis langfristig ist eine Gefährdung des Kastanienbestandes in der Stadt vorprogrammiert.

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Wie kann die Miniermotte bekämpft werden?

Mechanische Bekämpfung

In einem Kilogramm befallener Kastanienblätter sind im Herbst rund 4 500 Puppen gezählt worden, die auf den Frühling warten, um zu schlüpfen. Es liegt also nahe, sich mit dem Laub der Kastanien zu beschäftigen, d. h. es möglichst gründlich zu sammeln, zu entsorgen und das eigentlich den ganzen Sommer über. Es hat sich gezeigt, dass Kastanien, die an Straßenrändern auf versiegeltem Grund stehen, meist einen geringeren Befall aufweisen. Hier sorgt die BSR den ganzen Sommer über für kontinuierliche Laubentsorgung.

Das ist jedoch in Parks, auf Grünflächen und Friedhöfen nicht möglich. Im Herbst 2002 fanden in allen Stadtbezirken Laubsammelaktionen statt. Unter günstigen Bedingungen kann die Entfernung des Herbstlaubes zu einer Senkung des Befalls im Folgejahr führen. Trotzdem zeigen viele Kastanien in diesem Jahr wieder die gleichen Symptome. Es ist unmöglich, sich aller Kastanien in Berlin im Herbst anzunehmen und wenn, dann wäre es ebenso unmöglich, alles Laub zu entfernen. Hinzu kommt, dass eine Anzahl von Puppen bereits zum überwintern in den Erdboden umgezogen sind.

Ganz wichtig ist die fachgerechte Entsorgung der gesammelten Blätter. Das Verbrennen von Laub ist in Berlin in jedem Fall verboten. Eine Kompostierung ist nur dann sinnvoll, wenn das befallene Laub mit einer mindestens 10 cm dicken Schicht Erde, mit Rasenschnitt oder Folie vollständig bedeckt wird. So entstehen ausreichende Temperaturen, um ein Schlüpfen der Falter zu verhindern. Am günstigsten in berlin ist es, einen kostenpflichtigen Laubsack der BSR (3 € / 110 Liter) zu verwenden bzw. eine Entsorgung in der Biotonne vorzunehmen. Das Laub wird dann in einer zentralen Kompostieranlage vernichtet. Dort haben die Puppen bei Temperaturen um 55°C keine Chance.

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Biologische Bekämpfung

Es sind ungefähr fünfzehn natürliche Gegenspieler (Parasitoide, meist Hautflügler / Larvenfresser) bekannt, die jedoch gar nicht fleißig sind. Trotz der weiteren Ausbreitung der Miniermotte haben Untersuchungen ergeben, dass die Effektivität der heimischen Parasitoide in den letzten Jahren nicht gestiegen ist. Sie vernichten nur etwa 5 bis 10 % aller Larven. Es konnte beobachtet werden, dass vor allem Blaumeisen, aber auch Kohlmeisen Larven und Puppen aus den Blättern picken. Vögel werden jedoch auch bei gutem Appetit nicht in der Lage sein, die Unmengen von Larven und Puppen zu fressen, um die Schädlingsdichte nachhaltig zu senken. Gesucht wird noch immer nach der Heimat der Miniermotte, um dort effektivere Gegenspieler zu finden

Chemische Bekämpfung

Eine chemische Bekämpfung ist zwar theoretisch möglich, allerdings haben alle Methoden Nachteile, die eine flächendeckende Anwendung in Frage stellen.

Zwei Präparate sollen hier vorgestellt werden:

In der Tat ist es so, dass es praktikable flächendeckende chemische Bekämpfungspräparate für die Rosskastanien-Miniermotte z.Zt. nicht gibt. In der Testphase befinden sich an der FH Weihenstephan verschiedene Mittel, die in den Boden rund um die Kastanien injiziert werden. Auch Berlin stellt Mittel für die Forschung zur Bekämpfung der Miniermotte bereit. Alle chemischen Präparate sind stets kritisch zu betrachten, da sie neben ihrer positiven Wirkung Umweltschäden an nicht vom entsprechenden Schädling betroffener Flora und Fauna hervorrufen können.

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Müssen wir uns vom Kastanienbaum verabschieden?

Generell sind alle Bäume in Berlin einem Dauerstress ausgesetzt. Ursache dafür sind zunehmende Bodenversiegelungen, Autoabgase und nicht zuletzt die ständig wachsenden Mengen von Hundexkrementen. Neben diesem Dauerstress kommt nun für die Kastanie die Schädigung durch die Miniermotte hinzu. Obwohl die Miniermotte schon seit mehreren Jahren ihr Unwesen in Berlin treibt, ist von einem "Kastaniensterben" nichts bekannt. Es wurde beobachtet, dass in trockenen, warmen Sommern der Befall stärker war als in kühlen und feuchten Sommern. Auch an Standorten, in denen das Laub beräumt wurde, zeigte sich ein zeitlich späterer und deutlich geringerer Befall. In jedem Fall jedoch hatten die Kastanien im Frühjahr saftige, grüne Blätter und gesunde Blütenstände. Es gibt jedoch Hinweise, dass es mit steigendem Mottenbefall über mehrere Jahre hin zur Reduzierung der Blütenzahl und der Größe der Kastanien kommt. Kritisch ist die Lage für stark befallene Bäume, die bereits im Sommer alles Laub abgeworfen haben und im Herbst neue Blüten treiben. Eine Schwächung dieser Kastanienbäume ist vorprogrammiert.

Bis andere effektivere Maßnahmen zur Bekämpfung der Rosskastanien-Miniermotte entwickelt worden sind, bleibt die Herbstlaubentfernung vorläufig die wichtigste Maßnahme, den Befall in vielen Fällen deutlich zu senken.

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Redaktion: Wilfried Platzek (1991 - 2005: Leiter des Umweltbüros Weißensee/Am Weißen See)
Das Umweltblatt #08 wurde von Reinhild Haase im Dezember 2004 im UMWELTBüRO am Weißen See ausgearbeitet.

Die Internetfassung wurde zuletzt am 03. Juni 2011 aktualisiert.

Anfragen zur Website: webmaster@umweltbuero-weissensee.de

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