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Neozoen - Gebietsfremde Tiere

Umweltblatt 23

  

des Umweltbüros "Am Weißen See"



Themen:
allgemein
..Vorwort.. ..Neozoen und Neophyten.. ..Vögel als Gebietsfremde.. ..ein Fazit.. ..Begriffserläuterungen.. ..Literaturhinweise..
Einige Tiergruppen
..Säugetiere.. ..Vögel.. ..kleine Krabbler.. ..Unter Wasser..
Auswahl von Gebietsfremden
..Bisam.. ..Laubholz-Bockkäfer.. ..Enok.. ..Flusskrebs.. ..Goldschakal.. ..Halsbandsittich.. ..Kanadagans.. ..Kartoffelkäfer.. ..Mandarinente.. ..Miniermotte.. ..Mink.. ..Nilgans.. ..Nutria.. ..Regenbogenforelle.. ..Schlickkrebs.. ..Stadttaube.. ..Waschbär.. ..Wollhandkrabbe..
Der unermeßlich reichen, stets sich erneuernden Natur gegenüber wird der Mensch,
soweit er auch in der wissenschaftlichen Erkenntnis fortgeschritten sein mag,
immer das sich wundernde Kind bleiben und
muß sich stets auf neue überraschungen gefaßt machen.

Max Planck

Neozoen

Gebietsfremde Tiere in Berlin-Brandenburg, Deutschland und Europa

Die Ausbreitung eingeschleppter Tier- und Pflanzenarten gilt heute, nach der Zerstörung von Lebensräumen durch den Menschen, als zweitwichtigste Ursache des Rückganges der weltweiten Artenvielfalt. Mit der Verdichtung der Welthandelsnetze ab dem 16. Jahrhundert wurde der globale Artenaustausch stetig komplexer und unüberschaubarer. Viele der durch den Menschen eingeführten Arten sind bereits mit den ersten Ackerbauern, also vor mehreren Tausend Jahren in unsere Gefilde gekommen. Pflanzen und Tiere, die sich noch vor der Zeit des europäischen Mittelalters eingebürgert haben oder eingebürgert wurden, nennt man in Fachkreisen Archäophyten und Archäozoen. Dazu gehören Weizen, Gerste, Roggen, Unkräuter wie Kornblume und Vogelmiere und andere Zier-, Arznei- und Würzpflanzen. Auch die Hausmaus und das Heimchen fühlen sich schon seit vielen Jahrhunderten in Mitteleuropa und inzwischen fast weltweit zuhause. Pflanzen wie die Kartoffel, die erst später in Europa eingeführt wurden, heißen Neophyten. In Anlehnung an die botanische Bezeichnung entstand in den 1970er Jahren der Begriff Neozoen. Er sollte die ursprünglich gebrauchten Begriffe wie Invasoren, Eindringlinge, Einwanderer, Fremdlinge, Exoten oder Eingeschleppte von ihrer negativen Betonung und aggressiven Schärfe befreien.

“Neozoen sind Tierarten, die nach dem Jahr 1492 unter direkter oder indirekter Mitwirkung des Menschen in ein bestimmtes Gebiet gelangt sind und dort wild leben. Es können etablierte und nichtetablierte Neozoa unterschieden werden. Etablierte Neozoa sind Tierarten, die einen längeren Zeitraum (mind. 25 Jahre) und/oder über drei Generationen existieren.”

Um eine wissenschaftliche Präzisierung und eine Vereinheitlichung im Sprachgebrauch herbeizuführen, wurde 1995 in Fellbach (in Baden-Württemberg) auf einem Statuskolloquium mit dem Thema Neozoen — neue Tierarten in der Natur genau definiert, was ein Neozoon ist. Seitdem arbeitet an der Universität Rostock die Professur für Zoologie gemeinsam mit dem Institut für Biodiversitätsforschung am Aufbau einer Datenbank zu Neozoen in Deutschland. Die junge Wissenschaft namens Invasionsbiologie versucht so, eine übersichtliche Ordnung der Neubesiedlungsphänomene in Flora und Fauna zu erarbeiten, um mehr Licht auf die ökologischen Schattenseiten solcher gigantischen Freilandexperimente zu bringen.

In die juristische Terminologie hat der Begriff der Neozoen bisher keinen Eingang gefunden, doch die Problematik der Neu-Organismen wird bereits an vielen Stellen in der Naturschutzgesetzgebung, in Fischereirichtlinien und im Jagdrecht berührt. Betroffen sind außerdem Bereiche der Medizin und in Zukunft verstärkt der ganze Wissenschaftszweig der Gentechnik. Doch bisher wurden keine konkreten Handlungsanweisungen für den Fall unwissentlicher Einschleppungen oder für die Kontrolle von bereits bekannten Neozoen getroffen. Nach Bundesdeutschem Naturschutzgesetz §10 (2.6) gilt eine wild lebende Tier- oder Pflanzenart als gebietsfremd, “wenn sie in dem betreffenden Gebiet in freier Natur nicht oder seit mehr als 100 Jahren nicht mehr vorkommt.”
Eine Trennung der von den Experten aus Zoologie und Botanik unterschiedenen autochthonen (das heißt eingeborenen) von den allochthonen (griechisch: "aus fremder Erde") Arten findet hier nicht statt.

Die nordamerikanische Reblaus stellt ein dramatisches Beispiel neuzeitlicher Einschleppungen durch den Menschen dar. Der in seiner Heimat eher unbedeutende kleine Schädling wurde Mitte des 19. Jahrhundert unbemerkt nach Europa eingeführt, bei dem Versuch, die heimischen Weinberge vom Echten Mehltau (ebenfalls allochthon) zu befreien. Resistente Weinstöcke aus Amerika wurden angepflanzt, und mit ihnen kam diese kleine Laus, die die Wurzeln der einheimischen Rebstöcke attackierte. Die explosionsartige Ausbreitung der Reblaus führte zu einer Zerstörung großer Teile der europäischen Weinberge. Am härtesten traf es Frankreich, wo ein Fünftel der gesamten Anbaufläche befallen wurde. Hilfe kam, paradoxerweise, wieder aus Nordamerika; dort ließ die Reblaus die Wurzeln in Ruhe. Also pfropfte man europäische Sorten auf amerikanische Rebstöcke.

In Anlehnung an Artikel 8h des Übereinkommens über die biologische Vielfalt auf dem "Erdgipfel" in Rio de Janeiro im Juni 1992 (Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung) fordert das Bundesnaturschutzgesetz § 41(2) ein allgemeines Vorsorgeprinzip bei der Ausbringung gebietsfremder Tiere und Pflanzen. Gemäß dem Berliner Naturschutzgesetz § 29 Absatz 2 gilt bei uns generell eine Genehmigungspflicht für das Aussetzen von Tieren und Ansiedeln von Pflanzen. Von einer Genehmigung wird abgesehen, wenn die Gefahr einer Verfälschung der Tier- oder Pflanzenwelt oder eine Gefährdung des Bestands oder der Verbreitung wild lebender Tier- oder Pflanzenarten oder von Populationen solcher Arten nicht auszuschließen ist.

In Deutschland sind sogenannte invasive Arten bisher eher selten in den Schlagzeilen; wenn zum Beispiel das bis zu drei Meter hohe indische Springkraut aus dem westlichen Himalaja den heimischen Röhricht und die Brennnessel verdrängt oder der südamerikanische Sumpfbiber Bahndämme unterhöhlt. Die allgemeine Statistik verrät, dass sich von 100 jährlich in Deutschland eingeführten Neozoen etwa 10 etablieren können, von denen wiederum eine Art für die heimische Flora und Fauna tatsächlich gefährlich wird.

Angesichts einer exponentiellen Zunahme des weltweiten Auftretens von Neozoen sind Angaben über den allochthonen Tierartenbestand nur als Näherungswerte zu verstehen. Von den etwa 1.200 in Deutschland vorkommenden tierischen Neubürgerarten können die Experten bisher nur zu etwa 700 genauere Angaben über das Herkunftsgebiet und Verbreitung machen. Viele Tiere, insbesondere Insekten, die fast die Hälfte aller Neozoen ausmachen, lassen sich auch nur sehr schwer entdecken. Tatsächlich können in Deutschland lediglich 200 Tierarten als etablierte Neozoen angesehen werden. Mit einer Verteilung von zwei Prozent macht die Familie der Säugetiere (mit elf etablierten Arten) einen sehr kleinen Anteil am Neozoenbestand in Deutschland aus.

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Gebietsfremde Säugetiere in Berlin-Brandenburg (Auswahl)

Waschbär

Waschbär: Gesicht in schwarz/weiß

Mit einem europaweiten Vorkommen von etwa 100.000 wildlebenden Tieren ist der Waschbär Procyon lotor inzwischen auch in Brandenburg zuhause. Diese lokale Population entstammt den Nachkommen einer Pelztierfarm in Wolfshagen (Uckermark), von der aus 1945 25 Waschbären in die freie Wildbahn flüchteten. Über die Anzahl der vorkommenen Waschbären kann nur indirekt die Jagdstatistik Auskunft geben; im Jagdjahr 2001/02 wurden in Brandenburg 2.376 gestreckte Exemplare gezählt, Tendenz steigend.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dieser Kleinbär wegen seines Felles aus Nordamerika in Osteuropa eingeführt. Der einzige aus Deutschland bekannte Versuch einer gezielten Ansiedlung stammt aus dem Jahr 1934 vom Forsthaus Vöhl am Edersee in Hessen. Dort fand eine erfolgreiche Ausbreitung statt, auf die Deutschlands größter Waschbärenbestand zurückzuführen ist.

Spur des Waschbär - Pfotenabdrücke

In Deutschland finden diese tierischen Neubürger alles, was sie zum (über-)leben brauchen. Das ist auch nicht so schwer, denn Waschbären fressen fast alles: Obst, Samen, Beeren, Schnecken, Amphibien und auch Fische. Außerdem haben sie hier kaum natürliche Feinde; ernstlich gefährlich können ihm nur Steinadler oder Luchs werden, doch deckt sich deren Vorkommen nur sehr selten mit dem des Waschbären. Die in den 1960er und 70er Jahren vorausgesagte Zerstörung der einheimischen Vogelfauna konnte nicht beobachtet werden. Sein Gefährdungspotential schätzt man derzeit sehr gering ein, in der öffentlichkeit macht er meistens als Plagegeist von sich Reden, wenn er Mülltonnen durchstöbert oder die nächtliche Ruhe auf dem Campingplatz oder in der Kleingartenanlage stört. Die dämmerungs- und nachtaktiven Jäger und Sammler (mehr Sammler als Jäger) wird man tagsüber eher selten antreffen.

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Enok

Enok: Gesicht in schwarz/weiß

Das trifft auch auf das asiatische Enok Nyctereutes procyonoides zu, das häufig mit dem Waschbär verwechselt wird. Dieses Tier aus der Familie der Hundeartigen (auch Marderhund genannt) ist etwas kleiner als der Waschbär und weist nicht die charakteristische schwarze Gesichtsmaske und den dicken, grau und schwarz geringelten Schwanz auf. Im Laufe des Jahres 1928 wurden in der Ukraine 9.000 Exemplare wegen ihres begehrten Pelzes zur Bereicherung der Jagdfauna ausgesetzt. Seitdem arbeitet sich das Enok über die großen Flüsse Weichsel, Oder, Elbe, Rhein und Donau nach Westen vor. In Deutschland hat es sich vorwiegend in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg niedergelassen, wo es 1964 das erste Mal in freier Natur gesichtet werden konnte. Allein in Brandenburg wurden im Jagdjahr 1994/95 noch weniger als 100 gestreckte Exemplare registriert, 2001/02 waren es schon 4.325. Ob nun als Vogelnester plündernder Beutegreifer oder als pelziger Vegetarier —die Experten sind sich selbst noch nicht einig— der Marderhund ist aus unserer heimischen Naturlandschaft kaum noch wegzudenken. Sein Bestand wird wahrscheinlich weiter zunehmen.

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Mink

Mink: Gesicht in schwarz/weiß

Zahlenmäßig weitaus weniger vertreten ist ein tierischer Neubürger, der auch wegen seines begehrten Pelzes nach Europa gebracht wurde; der amerikanische Nerz Mustela vison, auch Mink genannt. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Alaska bis Florida. Er gehört zur Familie der Marderartigen und lebt semiaquatisch, d.h. sein Lebensraum umfaßt Wasser und Land. In Deutschland ist der Mink, wie der Waschbär, vor allem in Hessen, zu finden. In Brandenburg konzentriert sich sein Vorkommen auf die wasserreichen Landkreise wie Dahme-Spreewald und Märkisch-Oderland. Der Mink steht im Verdacht, mitschuldig an der Verdrängung des europäischen Nerz zu sein, der seit den 1950er Jahren in Deutschland ausgestorben ist. Fraglich ist auch, inwiefern er den etwas größeren Iltis gefährdet oder ihm Konkurrenz macht

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Bisam

Etwa fünf Prozent aller Bäume in den Wäldern Brandenburgs gehören gebietsfremden Arten an. Dazu zählen Douglasien, Roteichen und Robinien (alle stammen aus Nordamerika). Diese Arten sind ziemlich anspruchslos, aber zugleich schnellwüchsig.
Ihre Einbürgerung ist auf ökonomische Gründe zurückzuführen, denn trotz des relativ schlechten Bodens in Berlin-Brandenburg gewährleisten sie auch hier einen dauerhaften Holzgewinn.
Bisam: Seitenansicht in schwarz/weiß

Ein Neozoon, das wegen seiner vielfach diskutierten Schädlichkeit berüchtigt ist, stammt aus der Familie der Nagetiere; das Bisam Ondatra zibethica. Ursprünglich über den ganzen nordamerikanischen Kontinent verbreitet, wurde es u.a. durch die Jagdleidenschaft eines einzelnen Mannes in Europa heimisch. 1905 brachte Fürst Colloredo-Mannsfeld von einer Jagdreise in Alaska drei Weibchen und zwei Männchen mit und setzte sie auf seinem Gut Dobrisch, etwa 40 km südwestlich von Prag, aus. Weitere Ausbreitungsherde liegen in Frankreich und Belgien und sind auf Farmflüchlinge zurückzuführen. Mittlerweile in fast ganz Deutschland verbreitet wird das Bisam als Fraßschädling oder als Gefährdung von Wasser- und Deichbauten bekämpft, wohingegen es in anderen Ländern wie zum Beispiel in seiner Heimat den USA als Jagd- und Nutztier geschätzt wird.



Nutria

Nutria: Seitenansicht in schwarz/weiß

Ein weiterer Vertreter aus der Famile der Nagetiere ist die/das Nutria Myocastor coypus, auch Sumpfbiber oder Biberratte genannt. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde das südamerikanische Pelztier zu Zuchtzwecken in vielen Ländern der Erde verbreitet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren ihre Bestände durch übermäßige Bejagungen so stark gefährdet, daß die Jagd verboten wurde und man sich auf Zuchtbetriebe umstellen mußte. Im Jahr 1900 wurden in Südamerika 10 Millionen Nutrias erlegt, 1930 waren es nur noch 200.000.

Die Nutriazucht wurde nicht nur wegen des begehrten Pelzes gefördert, sondern auch wegen der Fleischnutzung. In der DDR wurden jährlich 300 Tonnen produziert. Ab 1990 konnte eine Zunahme der Freilandpopulationen durch Auslassungen von Farmtieren aus unrentablen Betrieben verzeichnet werden. Ursache war der Zusammenbruch der Weltmarktpreise aufgrund von Anti-Pelz-Kampagnen. In Brandenburg kommen die Biberratten heute nur ganz vereinzelt vor. Man hält ihnen zugute, dass sie dort, wo sie auftreten, das Bisam zurückdrängen.

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Goldschakal

Goldschakal: Seitenansicht in schwarz/weiß

Wegen Verdrängung aus seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet (vom Balkan bis Kenia und Thailand) wurde der Goldschakal Canis aureus zu einem Neozoon in Brandenburg. Aus Südeuropa kommend, wanderte er über Ungarn, die Slowakei und österreich immer weiter nach Norden. Im Südosten Brandenburgs wurde der Goldschakal im Jahr 1996 erstmals gesichtet und 1998 von Jägern erlegt. Ob er ein seltener Gast bleibt oder in Zukunft häufiger anzutreffen ist, wird sich erst noch zeigen.

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Neue Vögel in Deutschland

Kanadagans

Kanadagans in S/W als 'Beispiel'-Gans

Von den über 160 gefiederten Neozoen in Deutschland sind mindestens elf fest eingebürgert. Die erfolgreichsten Neusiedler sind die Entenvögel, allen voran die Kanadagans Branta canadensis. 1929 wurde mit einer Ansiedlung in Schweden begonnen, und inzwischen brütet die Kanadagans in vielen Ländern Mittel- und Nordeuropas. In Deutschland schätzt man den festen Sommerbestand auf 5.000 Tiere, die in ortsfesten voneinander unabhängigen Gruppen meist in Siedlungsnähe leben. An der Ostseeküste gesellen sich jährlich 20.000 bis 30.000 skandinavische Wintergäste dazu, die jedoch keinen Einfluß auf die eingebürgerten Brutpopulationen haben. Da die Kanadagans fast ausschließlich künstlich entstandene oder stark anthropogen beeinflußte Gewässer in urbanen Gebieten bewohnt, werden negative Folgen für andere Arten nicht befürchtet.

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Nilgans

Nilgans

Die Nilgans Alopochen aegyptiacus ist das Neozoon, das in den letzten Jahren die größten Arealgewinne zu verzeichnen hatte und sich mit gegenwärtig 2.800 festen Brutpaaren in Europa zunehmend ausbreitet. Im 17. Jahrhundert als Ziervogel in England eingeführt, gelangte sie über die Niederlande nach Westdeutschland.

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Mandarinente

Mandarinente am Weißen See

Heute leben in Deutschland schon mehr ostasiatische Mandarinenten Aix galericulata als in ihrem Ursprungsgebiet, wo sie fast ausgestorben sind. Sesshaft ist das hübsche Tier u.a. an der Berliner Pfaueninsel. Im Raum Berlin-Potsdam gibt es mit etwa 150 Brutpaaren die größte Population in ganz Deutschland. Der europaweite Bestand wird auf 7.000 Tiere geschätzt. Mandarinenten brüten häufig in Höhlen und konnten sich wahrscheinlich deswegen auch hier gut halten.

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Stadttaube

Stadttaube in S/W

Der häufigste gebietsfremde Vogel in unseren Städten ist die Felsen- oder Stadttaube Columba livia, die allein in Deutschland mit mindestens vier Millionen Exemplaren vorkommt. Der weltweite Bestand wird auf etwa 500 Millionen Tiere geschätzt, doch darf man diese Zahlen nur als grobe Näherungswerte deuten. In Berlin leben etwa 40.000 Stadttauben, in Venedig sind es 100.000. In Deutschland gibt es heute über 90.000 Taubenzüchter. Die Zucht als Haustier begann schon vor 6.500 Jahren im Vorderen Orient. Vor etwa 1.800 Jahren brachten die Römer die ersten Exemplare nach Mitteleuropa.

Schaden verursachen die verwilderten Nachfahren der Haustaube eigentlich nur bei Nahrungsüberangebot durch Verkotung von Fassaden. Doch liegt der Anteil der durch Tauben verursachten Schäden an Gebäuden und Denkmälern nur bei 0,5 %. 99,5 % der Gebäudezerstörung sind auf sauren Regen, Autoabgase und natürliche Verwitterung zurückzuführen.

Eine einzelne Taube produziert pro Jahr etwa zehn bis zwölf Kilo Kot. In den Exkrementen kommen Krankheitserreger vor, die sich auch auf Menschen übertragen und Symptome einer Erkältungskrankheit hervorrufen können. Doch eine gesundheitliche Gefährdung durch Stadttauben ist nicht größer als die durch Zier- und Wildvögel.

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Halsbandsittich

Halsbandsittich im Winter

Weitaus exotischer in seinem Erscheinungsbild und dementspechend seltener als die Stadttaube ist der aus Afrika und Asien stammende Halsbandsittich Psittacula krameri, der in Berlin schon vereinzelt brütet, seinen Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland aber am Rhein zwischen Düsseldorf und Worms hat. Auch wenn er Winterfütterungen nutzt, scheint er als Knospenfresser nicht darauf angewiesen zu sein. Die deutschlandweite Verbreitung wird auf 1.500 Tiere geschätzt.

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Vögel als Gebietsfremde

“Die im deutschen Liedgut gerühmten Amsel, Drossel, Fink und Star sind echte Exportschlager. Knapp die Hälfte der nach Nordamerika oder Neuseeland eingeführten Vogelarten stammt aus der Alten Welt. Haussperling und Star sind mittlerweile weltweit verbreitet”,

so Bernhard Kegel, Biologe und Schriftsteller.
Weitere Geschichten und Beispiele aus der Invasionsbiologie gibt es in seinem Roman “Die Ameise als Tramp. Von biologischen Invasionen.

Der Anteil aller in Deutschland vorkommender gebietsfremder Vogelarten beträgt sieben Prozent. In Großbritannien sind es zwölf Prozent. Spitzenreiter der weltweiten Statistik sind Inseln wie Hawaii mit 18 Prozent und Neuseeland, wo sogar ein Drittel aller etablierten Land- und Süßwasservögel nicht einheimisch sind. Neuseeland hält noch einen anderen, eher traurigen Rekord; 11% der weltweit vom Aussterben bedrohten Vogelarten leben dort. Die Flora und Fauna des Landes haben seit der Kolonisation durch die europäischen Siedler enorme Veränderungen durchstehen müssen. Die Inselgruppe im Südpazifik ist mit einer Fläche von rund 270.000 km2 etwa ein Viertel kleiner als Deutschland (ca. 357.000 km2). Neben vier Millionen Einwohnern (15 pro km2, in Deutschland sind es 231 Einwohner pro km2) leben bis zu 70 Millionen Schafe und 8 Millionen Rinder. Als die ersten europäischen Entdecker im 17. Jahrhundert kamen, waren noch 70 Prozent bewaldet. Inzwischen sind es nur noch 15 Prozent. Neuseeland ist ein Paradebeispiel aus der Invasionsbiologie. Das Land bringt die weltweit angesehensten wissenschaftlichen Experten dazu hervor. Wie ernst das Thema ist, kommt auch bei den strengen Zollbestimmungen zum Ausdruck; die Einfuhr eines Apfels oder einer Orange im Handgepäck ist streng untersagt und wird mit einer Geldstrafe geahndet.

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Kleine Neozoen — Große Schäden

Die Spanische Nacktschnecke Arion lusitanicus kam in den 1960er Jahren auf Gemüsetransporten nach Deutschland und entwickelte sich schnell zum "Todfeind der Gärtner". Sie hinterläßt einen Schleim, den andere Schnecken nicht fressen können. War also eine Nacktschnecke an einer Pflanze, können andere Schneckenarten nicht mehr an ihr fressen. Sie selbst hat hier kaum natürliche Freßfeinde, nur der Igel läßt sie sich gelegentlich schmecken.

Ein verheerendes und gesellschaftlich tiefgreifendes Beispiel aus der Invasionsbiologie stammt aus Irland, wo um 1875 die vermutlich auf Schiffsladungen aus Nordamerika eingeschleppte Braunfäule Phytophthora infestans eine aggressive Kartoffelfäule hervorrief. Begünstigt durch das feuchtnasse Klima der Insel konnte sich der Pilz rasend schnell ausbreiten. Unzählige Felder wurden befallen, was zu enormen Ernteausfälle führte. Der einsetzenden Hungersnot fielen in den folgenden zwei Jahren eine Millionen Menschen zum Opfer. Aufgrund der allgemeinen elenden Zustände innerhalb Irlands verließen bis zum Beginn des ersten Weltkrieges etwa fünfeinhalb Millionen Einwohner das Land.

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Kartoffelkaefer

Die Etablierung des Kartoffelkäfers Leptinotarsa decemlineata ist ebenfalls auf unbeabsichtigte Einschleppungen mit Waren zurückzuführen. In Deutschland wurde er das erste Mal 1876 entdeckt: in einem Güterschuppen in Bremen. In seinem Herkunftsgebiet, den amerikanischen Rocky Mountains, kommt er überwiegend an der wildlebenden Sandkletten-Kartoffel vor. Bei uns bat sich dem kleinen Schädling mit der großflächig domestizierten, aus Mittelamerika eingeführten ein Nahrungsüberangebot. Seine rasante Ausbreitung konnte zunächst noch eingedämmt werden, war in den Folgejahren aber unumgänglich.

Der Kartoffelkäfer

Obwohl oder gerade weil es dieses Neozoon speziell auf die Kartoffel abgesehen hat und weil es hier mit keinen natürlichen Feinden konkurrieren muß, konnte sich der Kartoffelkäfer in vielen Teilen Europas massenhaft vermehren und fest etablieren. Während des Zweiten Weltkrieges erzählte sich die deutsche Bevölkerung, die Amerikaner hätten ihn quasi als biologische Waffe aus Flugzeugen abgeworfen. Später schickte man ganze Schulklassen zum Absammeln auf die Felder, und seit den 50er Jahren versuchte man es dann mit Chemie, aber der Kartoffelkäfer war nicht wegzukriegen. Sowohl die Larven als auch die ausgewachsenen Vollinsekten richten Fraßschäden an, auch an Tomaten und anderen Nachtschattengewächsen. Er zählt wohl zu den meist verbreiteten und bekanntesten Schädlingen, ist aber nur einer von vielen.

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Laubholz-Bockkäfer

Laubholz-Bockkäfer

Auf ähnlichem Weg wie der Kartoffelkäfer ist jüngst der asiatische Laubholz-Bockkäfer Anoplophora glabripennis (kurz: ALB) zu uns gelangt. Wahrscheinlich im Verpackungsholz chinesischer Keramik nach Deutschland gekommen, 2001 erstmals in Bremen entdeckt, erregt dieser bis zu vier Zentimeter große Schädling ebenfalls Besorgnis. In China, Korea und Taiwan ist er als aggressiver Forstschädling bekannt, und seit den 1990er Jahren richtet er auch in den USA Schäden am Forstbestand an. Der Käfer mit den zwei auffällig langen Antennen hat es besonders auf die Stämme von Pappel, Ahorn und Platane abgesehen. Jedes Weibchen legt bis zu 70 Eier unter die Rinde des Baumes, wo die geschlüpften Larven genug Nahrung finden. Um ins freie zu gelangen, bohren die kleinen Nachkömmlinge Löcher in die Rinde. Die Verletzungen am Baum können so groß werden, dass er nach einigen Jahren abstirbt. Bis nach Brandenburg hat es der ALB bisher nicht geschafft, dies scheint jedoch nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Treffen wir also auf den schwarz-glänzenden und weiß-gefleckten Käfer, ist es ratsam ihn einzufangen und dem zuständigen Forstamt bescheidzugeben.

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Rosskastanien-Miniermotte

kastanienminiermotte auf Grün

Ein anderer Baumschädling ist bereits fester im öffentlichen Bewußtsein vorhanden, denn seit ca. 1999 wird zu seiner aktiven Bekämpfung besonders in städtischen Siedlungsgebieten aufgerufen. Durch Laubsammlungen soll die Ausbreitung der Rosskastanien-Miniermotte Cameraria ohridella verhindert werden, die es auf die Rosskastanie Aesculus hippocastanum abgesehen hat. An den Oberflächen der Blätter legen die Weibchen ihre Eier ab (pro Blatt bis zu 300). Die Larven ernähren sich vom inneren Gewebe der Blätter bohren dabei kleine Fraßgänge zwischen Blattober- und Blattunterseite. Die Folge ist, dass die Blätter austrocknen und frühzeitig abfallen, d.h. kahle Bäume schon im Sommer.

Hierzu auch unser Umweltblatt # 8

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Neozoon trifft Neophyt

Bemerkenswert ist auch hier ein wiederkehrendes Prinzip; ein Neozoon trifft auf ein Neophyt.
1576 pflanzte Carolus Clusius, kaiserlicher Direktor der botanischen Gärten in Wien, die ersten Rosskastanienbäume. Von dort war die raschwüchsige Rosskastanie schließlich am Ende des siebzehnten Jahrhunderts in ganz Europa angekommen. Als Baum des Jahres 2005 steht sie aufgrund ihrer Schutzbedürftigkeit gegenwärtig mehr denn je im Interesse der Öffentlichkeit.


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Neozoen unter Wasser

Von den 7.700 Kilometern bundesdeutscher Wasserstraßen sind cirka ein Viertel künstlich angelegt, hauptsächlich zum Ausbau von Transportwegen sowie zur Brauch-, Kühl- und Trinkwasserversorgung. Die Vernetzung der Wasserwege führt(e) dazu, dass viele Tiere ihre natürlichen Ausbreitungsbarrieren überwinden und ihren herkömmlichen Lebensraum hinter sich lassen können. Die Süßwassergarnele Atyaephyra desmaresti und der Schlickkrebs Corophium curvispinum zum Beispiel konnten sich auf Grund solcher Veränderung europaweit ausbreiten. Genau wie diese kam auch die Dreikant- oder Wandermuschel Dreissena polymorpha aus dem Gebiet des Schwarzen und Kaspischen Meeres bis nach Deutschland. Sie wird zwei bis vier Zentimeter groß und verursacht Schäden, indem sie bis zehn Zentimeter dicke Überzüge an Rohrleitungen, Hafenanlagen u.a. bildet. Auf einem Quadratmeter können so bis zu vier Millionen Individuen leben.

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Wollhandkrabbe

Wollhandkrabbe

Auch die chinesische Wollhandkrabbe Eriocheir sinensis verbreitete sich über das vernetzte Wasserwegesystem, doch hatte sie zuvor eine längere Schiffsreise hinter sich zu bringen; als blinder Passagier im Ballastwasser von riesigen Transportschiffen. Durchschnittliche Containerschiffe führen bis zu 10.000 Tonnen Wasser zur Stabilisierung mit sich, riesige Wassertanks und leerstehende Lagerräume werden geflutet, wobei jedes Mal etliche Wasserbewohner an Bord gelangen und mit auf Reisen gehen, von mikroskopisch kleinen Algen, über Schnecken und Muscheln bis hin zu Fischen. Die gesamte Menge des pro Jahr weltweit umgesetzten Ballastwassers schätzt man auf 10 Milliarden Tonnen. Die Wollhandkrabbe gelangte etwa 1920 in die Nordsee, über den Nordostseekanal in die Ostsee und bis nach Skandinavien. Sie ist sehr beweglich und heute in allen in der Nordsee mündenden Flüssen anzutreffen. Mit einer Größe von etwa sieben Zentimetern stellt sie bei massenhaftem Vorkommen eine ernsthafte Nahrungskonkurrenz für Fische da. In der Fischerei wird sie als ernst zu nehmender Schädling gesehen. Mancherorts werden mit den Netzen mehr Krabben als Fische aus dem Wasser geholt, wobei sie mit ihren Scheren zusätzlich die Netze zerschneiden. Außerdem schädigen sie durch Graben von etwa 80 cm langen Hohlgängen Dämme und Uferbauten.

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Regenbogenforelle

Regenbogen-Forelle

In der Teichwirtschaft wird seit den 1880er Jahren die aus Nordamerika stammende Regenbogenforelle Oncorhynchus mykiss bevorzugt gezüchtet. Sie zählt neben dem Karpfen zum wirtschaftlich wichtigsten Süßwasserfisch Deutschlands. Als beliebter Speisefisch wird sie dem Verbraucher auch als Lachsforelle angeboten. Einige Arten aus Nordamerika eignen sich besser als einheimische für die Zucht, da diese höhere Wassertemperaturen vertragen (in kleineren Zuchtgewässern bis 25 °C). Dazu gehören Bachsaibling Salvelinus fontinalis und Sonnenbarsch Lepomis gibbosus, die aber fast nur als Besatzfische vorkommen.

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Flusskrebs

Amerikanischer Flusskrebs in Flusslauf

Die modernen Einbürgerungsversuche in Fischerei, Teichwirtschaft und Angelsport sind besonders auf eine Person zurückzuführen, Max von dem Borne. Er setzte 1890 100 Exemplare des amerikanischen Flußkrebs Orconectes limosus (damals unter Cambarus affinis bekannt) in seine Teiche im Raum Frankfurt an der Oder aus, um der Verbreitung der Krebspest entgegenzuwirken. Diese Seuche, verursacht durch den wahrscheinlich auch aus Nordamerika stammenden Pilz Aphanomyces astaci, rottete in nur wenigen Wochen die Krebsbestände ganzer Gewässersysteme aus. Durch die Neuansiedlung schuf neue Bestände, und viele Gewässer konnten stabilisiert werden.

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Schlickkrebs

Schlickkrebs

Ebenfalls wegen seines massenhaften Vorkommens (100.000 Exemplare pro Quadratmeter) und der Verdrängung anderer Arten hat der Schlickkrebs Corophium curvispinum in der Vergangenheit von sich Reden gemacht. Seine explosionsartige Ausbreitung in den 1990er Jahren konzentrierte sich auf den Niederrhein und ist allgemein auf Kanalbau und Schifffahrt zurückzuführen. Vom Schwarzen Meer aus schaffte er es in etwa 60 Jahren bis nach Deutschland, wo das fünf bis zehn Millimeter große Krebschen inzwischen zu den wichtigen Fischnährtieren zählt. Und die Ernährungsumstellung auf südliche Kost scheint den einheimischen Fischen bekommen zu sein.


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Fazit

Die karibische Insel Jamaika bietet ein trauriges Beispiel, wie sehr Aussetzungsversuche fehlschlagen können. 1789 vernichteten mit Schiffen eingeführte Ratten ein Viertel der gesamten Zuckerrohrernte. Mit einer aus Kuba importierten Ameisenart, von der bekannt war, dass sie auch Rattenbabies frißt, versuchte man die Plage einzudämmen. Doch die Ameisen fraßen mehr als nur Ratten, und sie vermehrten sich explosionsartig. Ein Ameisenfresser mußte also her. Die giftige Aga-Kröte sollte es mit den kleinen Krabblern aufnehmen, wobei ihr eigener Bestand rasant zunahm. 1872 sollten dann eingeführte Mangusten dem Treiben aus Ratten, Ameisen und Kröten ein Ende bereiten, doch hatten diese wiederum auch Hunger auf Vögel, Eidechsen, Schlangen und Frösche. Für viele einheimische Arten sollten diese unbedachten Risiken das Ende bedeuten.
Anteile der Noezoen-Arten in Deutschland an den Tier-Kategorien

Obwohl der Wissenschaftszweig der Invasionsbiologie noch in seinen Kinderschuhen steckt, scheint die Fülle an Informationen zu Neozoen und Neophyten bereits unerschöpflich groß zu sein. Die in diesem Informationsblatt vorgestellten Neozoen bilden nur die Spitze eines riesigen Eisberges. Es ergeben sich immer wieder neue Fälle von zum Beispiel Krankheitserregern in der Tropenmedizin oder Schädlingsbekämpfungsexperimenten in der Landwirtschaft, beabsichtigte oder unbemerkte, mit Nutzen oder mit Schaden für Flora und Fauna. Man kann oder muß wohl davon ausgehen, dass innerhalb einer globalisierten Welt Um- und Neu-besiedelungsphänome zunehmen werden. In Zukunft sollen andere junge Wissenschaftsfelder von den Erkenntnissen der Invasionsbiologen profitieren, allen voran die Gentechnik, die ihrerseits neue Arten ganz anderer Natur hervorbringt.

Die Beurteilung der Einbringung gebietsfremden Arten bedarf jeweils einer sehr genauen Nutzen-Schaden-Abwägung.

“Grundsätzlich sind (Teil-)Ökosysteme und damit ihre Zoozönosen niemals stabil, sondern Prozesse in der Zeit. Veränderungen sind daher Teil, nicht Schädigung des Systems. Daher sind Neozoen zunächst nur wertneutral zu registrieren. Auch Artensterben und Faunenvermischung sind derzeit rasch verlaufende Anpassungen an die Stärke und Aktivität der menschlichen Population. Veränderung bedeutet Anpassung und demonstriert, dass das Ökosystem funktioniert.”
(In: Bestandsaufnahme und Bewertung von Neozoen in Deutschland, S. 119).

Im Naturschutz gehört die Invasionsbiologie inzwischen zu einem festen Bestandteil theoretischer Argumentationen.

KategorieAnteil
Wirbeltiere23 %
Insekten48 %
(andere) Gliedertiere13 %
Weichtiere7 %
sonstige9 %

Für diejenigen, die sich für die Invasionsbiologie interessieren und noch mehr erfahren wollen über Neubürger wie Ochsenfrosch oder Rotwangen-Schmuckschildkröte, sind folgend als Anstoß für weitere Recherchen einige Literaturquellen und Internetadressen angegeben sowie Begriffserklärungen zur Neozoen-Thematik.

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Begriffserklärungen

Agriozoen
erfolgreich etablierte Neozoen, Parallelbegriff zu Agriophyten
Archäozoen: griech.
"Alt-Tiere", vor 1492 (Symboldatum) eingeführte bzw. eingeschleppte, gebietsfremde Tierarten, Parallelbegriff zu Archäophyten: griech.: "Alt-Pflanzen"
allochthon
griech.: "aus fremder Erde", nicht an Ort und Stelle entstanden, Evolutionszentrum und derzeitiges, betrachtetes Areal stimmen nicht überein; Gegenbegriff zu autochthon: griech.: "aus dem Lande selbst", alteingesessen, bodenständig, am Fundort entstanden, eingeboren
anthropogen
griech.: "vom Menschen gemacht, vom Mensch geformt"
autochthon
griech.: "aus dem Lande selbst", alteingesessen, bodenständig, eingeboren, am Fundort entstanden
Biodiversität
griech. bios (βιοσ): das Leben, lat. diversitas: Vielfalt, Vielfältigkeit, =Artenvielfalt; ist ein Maß für die Anzahl der verschiedenen Lebensformen innerhalb eines Lebensraumes und somit die Vielfalt von Flora und Fauna
gebietsfremd
für ein bestimmtes Gebiet nicht autochthon
invasive Arten
Arten nicht definierter Herkunft, die in kurzer Zeit große Gebiete in auffallender Individuenzahl besiedeln, Schadensvermutung
Neophyten
griech.: "Neu-Pflanzen" (Einzahl: Neophyt)
Neozoen
eingedeutschter Begriff des Fachausdrucks Neozoa (griech.: "Neu-Tiere", Mehrzahl), Neozoon (griech.: "Neu-Tier", Einzahl); nach 1492 (Symboldatum) eingeführte bzw. eingeschleppte, gebietsfremde Tierarten
urban
städtisch, lat. urbs: "Stadt"
Zoozönose
griech. koinós: "gemeinsam": Gesamtheit der tierischen Lebewesen

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Literaturangaben


Neue Pflanzen in Berlin

Flieder und Rosskastanie sind schon länger Neulinge in unserer Region. Der Götterbaum wurde vom Preußenkönig auf der Pfaueninsel eingebürgert und verbreitet sich von dort aus. Wird er in österreich und Ungarn schon eingedämmt genißt er in Berlin noch Anrechte. Die Teilung der Stadt brachte im Mauerbereich ungestörte Entwicklungsflächen mit. Und auch der Einfluss des Ost-/Westkonfliktes brachte Pflanzen verschiedener Weltgegenden nach Berlin. Pflanzen, die eigentlich aus dem Mittelmeerraum stammen, nützt die 3 grd höhere Jahresmitteltemperatur in der Stadt (je nach Lage sogar bis zu 10 grd über den Brandenburger Werten). In den stillgelegten "Reichsbahn"-territorien am Gleisdreieck, an den Yorkbrücken, im Schöneberger Südgelände, zwischen PrenzlBerg und Wedding rechts und links vom Gleimtunnel im ehemaligen Mauerstreifen fanden sich Sukzessionsflächen. Darüber berichtet der Film des RBB: "Berliner Pflanzen - Das wilde Grün der Großstadt".  >>   Mitschnitt

Anzahl fremder Pflanzen in Europa deutlich gestiegen - erstmals detaillierter Überblick verfügbar

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ

Halle/Saale. Die Anzahl eingeschleppter Pflanzenarten hat sich in den letzten 25 Jahren mehr als verdreifacht. Das geht aus einer Studie europäischer Wissenschaftler hervor, die Daten aus 48 europäischen Ländern und Regionen ausgewertet hatten. 5789 Pflanzenarten wurden als gebietsfremd eingestuft. 2843 davon seien außereuropäischen Ursprungs, schreiben die Forschern im Fachblatt Preslia. 1980 wurden dagegen nur 1568 gebietsfremde Arten registriert. Davon waren 580 außereuropäischen ... mehr


Die Umweltblätter
Der grüne Ort Pankow.. ..Wildtiere im Stadtgebiet.. ..Einige Gedanken zum Reisen.. ..Fütterung von Wasservögeln in der Großstadt.. ..Gefahr oder Hysterie: Mobilfunkstrahlung.. ..Rabenvögel in der Großstadt.. ..Es soll doch alles sauber sein.. ..Die Rosskastanien-Miniermotte cameraria ohridella.. ..Wie die Luft zum Atmen.. ..Was ist die "Lokale Agenda 21"?.. ..Massentierhaltung.. ..Die Pankower Rieselfelder (Blankenfelde, Schönerlinde, Hobrechtsfelde).. ..Entlang der nördlichen Naturschutzgebiete Pankows.. ..Die Kraft der Kräuter.. ..Naturnahe Balkongestaltung.. ..Entlang des Zingergraben-Grünzuges (Berlin-Pankow).. ..Durch das Naherholungsgebiet Berliner Barnim.. ..Begrünung von Baumscheiben.. ..Hinweise zur Fassadenbegrünung.. ..Der Weiße See.. ..Spielend gegen die alltägliche Katastrophe.. ..Lagerfeuer und Grillen.. ..Neozoen - Gebietsfremde Tiere.. ..Schutzgebiete..

Die neuen Umweltblätter des "Umweltbüro am Weißen See"

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Redaktion: Wilfried Platzek (1991 - 2005: Leiter des Umweltbüros Weißensee/Am Weißen See)
Das Umweltblatt #23 wurde von Markus Barth im Mai 2005 während eines Praktikums im UMWELTBüRO am Weißen See ausgearbeitet.

Die Internetfassung wurde zuletzt am 03. Juni 2011 aktualisiert.

Anfragen zur Website: webmaster@umweltbuero-weissensee.de

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