Die Kraft der Kräuter
Umweltblatt 14
des Umweltbüros "Am Weißen See"
Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte ihrer Wirklichkeit.
Johann Wolfgang von Goethe
Geschichte der Kräuter
In der Heilkunde aller Völker nehmen Kräuter einen wichtigen Stellenwert ein. Schon mehrere Jahrtausende vor Christus waren Heilkräuter in China, Indien und im alten Orient bekannt. Somit begleitet die Geschichte der Heil- und Würzkräuter die Menschheit, und das Wissen um Eigenschaften und Kräfte dieser ist uralt.
Die früheste schriftliche Erwähnung von Kräutern, deren Anwendungen und Dosierungen, wurde erstmals in einem Papyrus aus ägypten (2000 v. Chr.) aufgeführt.
In den alten Hochkulturen wurden Kräuter als etwas göttliches verehrt. Ihre Entdeckung schrieb man den Göttern oder Wesen aus der Mythologie zu.
Die Erkenntnis der Heilkräuter erlangten die Menschen bei der Nahrungssuche und durch die Beobachtung der Tiere. überlieferungen zeigen wie vielfältig die Erkenntnisse eingesetzt wurden: als Nahrung, zur Herstellung und Verzierung von Textilien, zur Gewinnung von Farbstoffen, als Gift für die Jagd, aber auch zur Steigerung der Leistungsfähigkeit, zur Veränderung der Stimmung, des Bewusstseins und der Träume, und vor allem als Heilmittel. Als die Eingriffe in die Umwelt noch nicht so weit fortgeschritten waren, wuchsen diese Kräuter in der Nähe menschlicher Siedlungen.
Im Mittelalter wurden die Klostergärten zur wichtigsten Stätte für den Anbau von Kräutern. Die Benediktiner brachten viele Kräuter aus dem Mittelmeerraum über die Alpen. Im späten Mittelalter ging das Wissen über die Heilkraft der Kräuter auf die Apotheker über, so hatte jede Apotheke einen eigenen Kräutergarten. Für wild Wachsendes waren die "Kräuterweiber" zuständig. Sie belieferten Apotheken, mixten Liebestränke und Wundsalben. Eine besondere Wertschätzung genossen dabei die Frühlingspflanzen, da sie gleichsam die Lebenskraft der Erde symbolisierten. Mit diesen gesammelten Frühlingskräutern wurden sehr alte magische Riten verbunden. Bis in die Neuzeit wurden dafür Hexen verfolgt.
Einige Arzneimittel aus Pflanzen wurden auch später in der Medizin des 17. und 18. Jahrhunderts verwendet. Dabei spielte die Signaturenlehre eine wichtige Rolle. Nach dieser Lehre sollte jede Pflanze ein äußeres Zeichen (Signatur) besitzen, das auf ihre Wirksamkeit hinweist (z.B. Disteln bei Seitenstechen, rote Blüten für das Blut, gelbe Blüten für die Galle, Walnuss für das Gehirn). Zu dieser Zeit wurden deshalb erstmals Heilpflanzen auf größeren Flächen angebaut, um Mediziner, Drogisten und Apotheker zu beliefern.
Der Geist des späten 19. und besonders des 20. Jahrhunderts, von den Errungenschaften der Technik, der Chemie und der Beherrschung der Natur geprägt, drängte dann das Wissen und den Nutzen der Kräuter in den Hintergrund.
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Die Kräuter und ihre Verwendungen
Von vielen Kräutern kennen wir die lindernde, schmerzstillende oder heilende Wirkung. Nun wieder entdeckt, greifen wir auf zum Teil uralte Rezepte zurück. Einige ausgewählte Pflanzen sollen nun vorgestellt werden.
Fenchel (Foeniculum vulgare)
- Familie
Doldengewächse
- Vorkommen
Die Pflanze ist nur im Mittelmeergebiet heimisch, sonst wird sie als Gemüse-, Gewürz- und Arzneipflanze großflächig angebaut.
- Verbreitung
Der Fenchel kommt im Mittelmeergebiet wild oder angebaut vor und ist bis Ostindien verbreitet. Auch in West- und Mitteleuropa, Afrika, China, Japan, Nord- und Südamerika wächst Fenchel.
- Wirkung und Anwendung
Fenchel hat eine schleimlösende, und krampfstillende Wirkung. Er findet Verwendung als Brust und Hustentee bei Magenschwäche und besonders als Beruhigungsmittel für kleine Kinder.
- Zubereitung
Heißer Aufguss: 1 Teelöffel frisch gequetschter Fenchelsamen mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, abgedeckt 5 Minuten ziehen lassen. Mehrmals täglich 1-2 Tassen trinken. Bei Verwendung für Kinder kann man die gleiche Menge auch mit Milch kurz aufkochen.
- Geschichtliches
Fenchel wurde von den ägyptern und Griechen verwendet. Um 1500 beschrieb man erstmals die Gewinnung des Fenchelöls durch Wasserdampfdestillation. 1574 wird das öl in der Arzneitaxe der Stadt Berlin aufgeführt.
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Holunder - Fliederbeere (Sambucus nigra)
- Familie:
Geißblattgewächse
- Vorkommen
Der Schwarze Holunder ist an ursprünglichen Standorten wie auf feuchten Waldböden, an steinigen, buschigen Stellen und an Flüssen, in Schluchten und an Hohlwegen zu finden, zuweilen auch in Gärten.
- Verbreitung
Er kommt in fast ganz Europa vor. Seine Nordgrenze verläuft durch Südschweden und Litauen. Von der Donaumündung ist er über Kleinasien und das Kaukasusgebirge bis nach Westsibirien verbreitet.
- Wirkung und Anwendung
Holunderblüten wirken durch das darin enthaltene ätherische öl anregend auf die Schweißdrüsen. Sie werden verwendet als schweißtreibendes, harntreibendes und blutreinigendes Mittel, besonders bei Erkältungskrankheiten, Fieber oder Grippe, wo ein Schweißausbruch gewollt ist.
Der aus reifen Holunderbeeren gepresste Saft ist sehr vitaminreich und ein gutes Mittel gegen Grippe und Erkältungen.
- Zubereitung
Heißer Aufguss:
1 Esslöffel voll Holunderblüten mit einer Tasse Wasser aufbrühen und 15 Minuten ziehen lassen. Man trinkt täglich bis zu 5 Tassen heiß, mit Kandis oder Honig gesüßt.
Der aus den Beeren gewonnene Saft wird gesüßt und mit oder ohne Wasser heiß getrunken.
- Geschichtliches
Der Holunder wurde bereits zur Pfahlbauzeit verwendet. Hippokrates gebrauchte besonders die Früchte. Die alten Griechen beschrieben die Heilwirkungen, die im Mittelalter erneut aufgegriffen wurden.
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Kamille (Matricararia recutita /Chamomilla recutita)
- Familie:
Korbblütengewächse
- Vorkommen
Gedeiht besonders an vom Menschen beeinflussten Standorten, wie auf Wiesen, äckern, Brachen, Wegen, von der Ebene bis in die Alpentäler.
- Verbreitung
Die Echte Kamille (beim zerreiben starkes Kamillenaroma) ist in fast ganz Europa verbreitet. über Kleinasien, den Iran und Indien kommt sie bis nach China vor. In Nordamerika und Australien wurde sie eingeschleppt.
- Wirkung und Anwendung
Kamille ist das beliebteste Volksheilmittel mit den verschiedensten Anwendungsgebieten, sowohl innerlich als auch äußerlich zu Umschlägen und Bädern, z. B. bei Verletzungen.
Die äußerliche Wirkung ist desinfizierend, erweichend und schmerzlindernd. Innerlich wirkt sie in der Hauptsache schweißtreibend, erwärmend, krampfstillend vor allem bei entzündlichen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes; und entzündungshemmend, u.a. bei Entzündungen der Haut und Schleimhaut. Auch bei Erkältungskrankheiten kann Kamille helfen, z. B. durch Inhalation der Dämpfe.
- Zubereitung
Heißer Aufguss: 1 Esslöffel voll Kamillenblüten mit einer Tasse siedendem Wasser übergießen und 5-10 Minuten bedeckt ziehen lassen.
Als Aufguss für Umschläge wird die doppelte Menge Kamillenblüten verwendet, man lässt den Aufguss 15 Minuten ziehen. Für Bäder werden 50 Gramm Blüten in 1 Liter Wasser aufgekocht, 15 Minuten bedeckt stehengelassen, abgesiebt und ins Bad gegeben.
- Geschichtliches
Kamillenblüten werden seit dem Altertum häufig verwendet. 1588 wurde das Kamillenöl erstmalig erwähnt.
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Knoblauch (Allium sativum)
- Familie:
Liliengewächse
- Vorkommen
Die Pflanze wird bei uns häufig in Bauerngärten und verschiedentlich auch landwirtschaftlich kultiviert.
- Verbreitung
Wie bei vielen alten Kulturpflanzen ist die ursprüngliche Heimat nicht sicher bekannt. Im Orient, in der Dsungarei und in Ostindien kommt der Knoblauch wild vor und wird auch angebaut.
- Wirkung und Anwendung
Das im Knoblauch enthaltene Allicin hat eine antibiotische Wirksamkeit, der günstige Einfluss bei Arterienverkalkung und hohem Blutdruck wird dem Alliin zugeschrieben (nur in frischen Zwiebeln, da es zu dem Allicin abgebaut wird). Der geruchsintensive Bestandteil ist das Allicin.
Knoblauch wirkt auch appetitanregend, verdauungsfördernd und blähungstreibend und wird bei infektiösen Erkrankungen des Verdauungsapparates verordnet. Es wurde ein günstiger Einfluss auf Blutfettwerte sowie auf altersbedingte Gefäßveränderungen festgestellt. Knoblauch kann hier auch vorbeugend wirksam werden. Die Blutgerinnung soll durch Knoblauch geringfügig gehemmt werden. Er spielt in der Herzinfarkt-Prophylaxe daher eine relativ große Rolle.
Böswillige behaupten, dass Knoblauch auch gute Effekte erzielt, wenn man in vollbesetzten Bussen und Bahnen einen Sitzplatz haben möchte.
- Zubereitung
Die Knoblauchzwiebel, bzw. einzelne Knollen werden meist nicht als Tee, sondern in Essen verwendet, dem es einen scharfen und würzigen Geschmack und besonderen Geruch verleiht. Zum Beispiel in einer Kräuterbutter oder als Tzatziki verarbeitet verleiht Knoblauch allein oder als Kombination mit anderen Kräutern einen aromatischen Beigeschmack.
- Als Gewürz und Heilmittel lässt sich Knoblauch über Rom, Athen, und ägypten bis zum indischen Kulturkreis zurückverfolgen. Im Altertum war Knoblauch das Hauptnahrungsmittel der Armen.
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Petersilie (Petroselinum crispum)
- Familie:
Doldengewächse
- Vorkommen
Die bekannte Gewürzpflanze findet man fast in allen Küchengärten, sie wird auch feldmäßig angebaut und verwildert zuweilen.
- Verbreitung
Als Heimat der Petersilie werden das südliche und westliche Mittelmeergebiet angenommen. Angebaut und verwildert, wächst sie in ganz Europa bis Island, Norwegen und Westgrönland, in Nord- und Südamerika, Indien, Südafrika, Japan und Australien.
- Wirkung und Anwendung
Petersilienwurzel kann zur Durchspülungstherapie bei unspezifischen Infekten der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß (auch vorbeugend) eingesetzt werden. Diese Therapie sollte nicht bei ödemen aufgrund eingeschränkter Herz- und Nierenfunktien erfolgen. Bei Nierenerkrankungen überhaupt oder in der Schwangerschaft sollte Petersilienwurzel nicht verwendet werden. Es sind (selten) allergische Reaktionen und (bei hellhäutigen Personen) phototoxische Effekte möglich.
- Zubereitung
Tee: 1-2 Teelöffel feingeschnittener Petersilienwurzel mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen und bedeckt 10-15 Minuten ziehen lassen. Bis zu drei Tassen über den Tag verteilt trinken.
- Geschichtliches
Hippokrates und Dioskurides erwähnen die Wirkung der Petersilie in ihren Schriften. Karl der Große verfügte ihren Anbau. Auch im Mittelalter wurde die Pflanze als Heilmittel gebraucht. Das Petersilienöl hat man erstmals im 15. Jh. durch Wasserdampfdestillation gewonnen.
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Salbei (Salvia triloba)
- Familie:
Lippenblütengewächse
- Vorkommen
In seiner Heimat tritt der Salbei besonders an trockenen Kalkhängen auf. Er wird heute großflächig angebaut. Gelegentlich ist Salbei auch verwildert.
- Verbreitung
Als Vertreter der warmen Gebiete Südeuropas ist Salbei von Spanien bis zu den nördlichen Balkanländern, Kleinasien und Nordsyrien verbreitet. In Südfrankreich und Italien ist sie wohl nur eingebürgert.
- Wirkung und Anwendung
Salbei wird bei allen Entzündungen des Mundes, Rachens und Halses als desinfizierendes Gurgelmittel verwendet. Bekannt ist auch die schweißhemmende Wirkung z.B. bei zu starkem Nachtschweiß. Diese tritt sowohl bei innerer Anwendung als auch äußerlich durch Abreibungen oder Bäder auf. Innerlich hilft Salbei bei Magen- und Darmstörungen. Die Volksmedizin sagt dem Salbei auch Wirkung bei Leber- und Nierenleiden nach. In der Schwangerschaft sollte Salbei nicht als Arzneimittel eingenommen werden.
- Zubereitung
Heißer Aufguss:
1 Teelöffel zerkleinerter Salbeiblätter mit einer Tasse kochendem Wasser aufbrühen und 10 Minuten in einem abgedeckten Gefäß ziehen lassen, absieben. Bei Verdauungsproblemen vor den Mahlzeiten eine Tasse trinken. äußerlich:
Zum Gurgeln/Mundspülen 2,5 g der Droge (Heißen Aufguss bereiten) oder 2-3 Tropfen ätherischen öles oder 5 g alkoholischer Aufguss auf ein Glas Wasser geben und mehrmals täglich gurgeln. Der unverdünnte alkoholische Auszug kann auch direkt auf die entzündeten Schleimhautpartien aufgetragen werden.
- Geschichtliches
In der Heilkunde des Altertums und des Mittelalters waren die Salbeiarten sehr geschätzt und allgemein im Gebrauch.
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Thymian (Thymus vulgaris )
- Familie:
Lippenblütengewächse
- Vorkommen
Der Echte Thymian wird bei uns großflächig als Küchengewürz kultiviert und ist in wärmeren Gegenden oft verwildert anzutreffen.
- Verbreitung
Verbreitet ist Thymian im nordwestlichen Mittelmeergebiet und im übrigen Europa kultiviert anzutreffen.
- Wirkung und Anwendung
Die würzig riechenden Thymianblätter wirken bei Bronchitis und Keuchhusten. Durch den hohen Gehalt an ätherischen ölen haben sie eine krampflösende, schmerzlindernde und beruhigende Wirkung. äußerlich verwendet man sie als Kräuterkissen bei Geschwülsten und Quetschungen.
- Zubereitung
Tee
2 Teelöffel Thymian mit einer Tasse kochendem Wasser aufgießen, 5 Minuten abgedeckt ziehen lassen, absieben. Mehrmals täglich eine Tasse trinken.
Abkochung
1 Teelöffel mit zerriebenen Blättern wird in einer Tasse Wasser aufgekocht, 10 Minuten ziehen lassen. Einige Tassen tagsüber, mit Kandis reichlich gesüßt, teelöffelweise nehmen.
- Geschichtliches
Im Altertum wurden verschiedene Thymianarten als Gewürz und Heilmittel verwendet. Thymian ist seit dem 16. Jh. in Mitteleuropa gebräuchlich.
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Kräuterpflege - Eigenanbau und Nutzung
Der Pflegeaufwand ist nicht anders als bei anderen Gartenpflanzen. Einige Kräuter, z. B. Dill, sind einjährige Pflanzen und müssen jedes Jahr neu ausgesät werden. Die Mehrzahl ist jedoch mehrjährig und wächst Jahr für Jahr wieder.
Wenn Sie Kräutertöpfe aus dem Supermarkt, aus der Gärtnerei oder sonstig besorgt haben, befreien Sie die Kräuter aus ihrem engen Plastikgefäß, trennen Kräuterbüschel samt Wurzelwerk vorsichtig je nach Größe in zwei oder drei Teile, und pflanzen diese einzeln in Tontöpfe um oder im Beet an. Die meisten Kräuter mögen einen wasserdurchlässigen Boden, der nicht allzu trocken sein darf. Verwenden Sie eine Mischung aus nährstoffreicher Blumenerde und Sand. Die Kräuter werden dann gut mit Substraten versorgt, wachsen aber nicht so rasant und verlieren dadurch auch nicht ihre Aromen. Neben reichlich Erde und regelmäßigem gießen, braucht die würzige Pracht nur noch eine sonnenbeschienene Fensterbank (solche Töpfe täglich umdrehen, damit alle Pflanzen gleichmäßig Licht erhalten) oder eine Freifläche in ihrem Garten.
Für die gute Pflege bedankt sie sich mit frischen Düften und köstlichen Geschmacksnoten zum Verfeinern Ihrer Gerichte.
Verwenden Sie die Kräuter in der Küche oft und reichlich. Gemüse, Kartoffeln, Fleisch- und Fischgerichte, Soßen, Eiergerichte, Suppen und Salate verwandeln sich mit Fenchel, Petersilie, Schnittlauch oder Thymian zur wahren Gaumenfreude und helfen bei fetten, schwer verdaulichen Speisen. Am besten erst kurz vor dem Servieren unterrühren oder darüber streuen.
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Hinweis für das Sammeln von Heil- und Würzpflanzen
Beim Sammeln sind die Naturschutzbestimmungen unbedingt einzuhalten. geschützte Pflanzen werden kultiviert oder importiert.
Darüber hinaus dürfen nur dort Pflanzen gesammelt werden, wo durch das Sammeln keine Gefährdung des Bestandes entstehen kann. Voraussetzung ist, dass man die Pflanzen genau kennt, um Verwechslungen vorzubeugen.
Gesammelt werden die oberirdischen Pflanzenteile nur wenn sie trocken sind, da sie sonst durch Gärung und Schimmelbefall ihre Wirkung und den Geschmack verlieren. Auch dürfen sie nicht staubig sein, weil sie ohne weitere Reinigung getrocknet werden. Besonders vorsichtig sind die Blüten zu behandeln, die nicht gedrückt werden dürfen und nicht am Verblühen sein sollten. Von den Blättern nimmt man nur wenige von jeder Pflanze; auch sie dürfen nicht gedrückt werden, weil sonst die ätherischen öle zerstört werden. Das Kraut wird mit einer Schere abgeschnitten, damit die Wurzel nicht mit herausgerissen wird. Wurzeln werden von Erde befreit, gewaschen und meist gespalten. Rinden sollen nicht zu dick sein. Früchte und Samen werden gesammelt bevor sie ausreifen, da sie sonst leicht ausfallen.
Die Trocknung Ihres Sammelgutes sollte möglichst rasch in dünnen Schichten und im Schatten erfolgen, um die Inhaltsstoffe zu stabilisieren. Dabei ist auch die Sammelzeit (in den frühen Morgenstunden), zu der sie den höchsten Gehalt an wirksamen Inhaltsstoffen haben, wichtig. Dann werden diese in trockenen Räumen, in gut schließenden Gefäßen, jeweils beschriftet, aufbewahrt. Dann sind sie etwa ein Jahr lang als Heil- und Würzpflanzen, für Salate und Tees wirksam.
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Anleitung zum Bau einer Kräuterspirale
Die Kräuterspirale ermöglicht auf begrenztem Raum, Standortansprüchen von Pflanzen aus verschiedenen Klimazonen gerecht zu werden. Das Grundgerüst der Kräuterspirale ist eine schneckenförmige Trockenmauer mit einem Durchmesser von ca. 2-3 Meter. Es wird ein Standort gewählt, der möglichst den ganzen Tag in der Sonne liegt, ist das nicht möglich, kann die Form verändert werden. Eine Kräuterspirale kann im Frühjahr oder im Herbst angelegt werden. Die Seitenwände der Spirale werden durch Steine befestigt, die Sonnenwärme speichern. Der Miniteich, speichert zusätzlich Wärme und reflektiert das Sonnenlicht, das an die Pflanzen abgeben wird. Es entstehen somit folgende Bereiche
A Wasserzone
B Feuchtzone
C Normalzone
D Mittelmeerzone
Planvolles Vorgehen bei der Auspflanzung der Kräuterspirale wird erleichtert, wenn man sich zuvor einen Anbauplan skizziert.
Als ersten Schritt steckt man den Grundriss der Spirale ab. Der Boden wird ca. einen Spaten tief ausgehoben. In die so entstandene Grube füllt man Kies oder Sand als Drainage, damit keine Staunässe entstehen kann.
Beginnend von der südlichen Ausrichtung des Teichs werden die Mauern von außen nach innen aufsteigend, entgegen dem Uhrzeigersinn, schneckenförmig aufgebaut. Der Abstand zwischen den Mauern sollte etwa 60 cm breit sein. Für den sichtbaren Teil werden Feldsteine, Kalksandsteine oder Ziegelsteine verwendet, die sich harmonisch in die Umgebung integrieren und Lebensraum für Kleinstlebewesen bieten. Das Zentrum ist etwa 90 cm hoch und wird mit einem Gemisch aus Rollschotter, Sand und Erde gefüllt.
Kompost und Gartenerde nach und nach beimischen, so dass immer bessere Erde entsteht. Der Boden besteht also im Zentrum aus saurem, wenig fruchtbarem, sandigem Lehm, spiralabwärts aus kalkhaltiger, fruchtbarer Gartenerde.
Der Teich am Fuß der Spirale kann mit Folie und Lehm ausgekleidet und frei gestaltet werden. Auch ein Mauerkübel, der zur Hälfte mit Sand gefüllt ist erfüllt seinen Zweck. Pfeffer-, Wasser- und Krauseminzen in verschiedenen Sorten stehen am Ufer und umwuchern ungestüm die Steine. Garten- Beinwell, Baldrian, Mädesüß und eine Erz-Engelwurz bilden eine sehr urwüchsig und naturnah wirkende Pflanzengruppe. Im Wasser selbst stehen außer den üblichen Zierpflanzen wie Seerose, Hahnenfuß und Zwerg-Rohrkolben noch Fieberklee, Helmkraut, Kalmus und Brunnenkresse. Dabei muss darauf geachtet werden, dass eine Verbindung von Erde zum Wasser besteht, damit die Pflanzen mit Wasser versorgt sind. Durch Steine werden übergänge zum Wasser geschaffen, so dass auch Vögel den Teich als Tränke nutzen können.
Jetzt kann mit der eigentlichen Bepflanzung begonnen werden. Auch die Zwischenräume der Mauer können mit kriechendem Thymian, Dachwurz oder Tripmadam bepflanzt werden. Bei der Bepflanzung der Kräuterspirale muss man darauf achten, dass die relativ klein- bzw. schwachwüchsigen Kräuterarten wie Gartenkresse, Basilikum, Petersilie, Schnittlauch, Majoran oder auch Thymian nicht von groß- bzw. starkwüchsigen wie Beifuß, Liebstöckel, Fenchel, Königskerze, Meerettich oder Estragon platz- und lichtmäßig unterdrückt werden.
Die "Riesen" sollten außerhalb der Kräuterspirale ihren Platz finden oder vereinzelt in die hinteren Reihen, wo man sie an Haltestöcken festbinden kann. Man sollte darauf achten, dass einige Kräuterarten, wie Petersilie oder Pfefferminze mit sich selbst unverträglich sind und die sogenannte Bodenmüdigkeit auslösen können. Auch Minzen und Estragon sollten besser in Tontöpfe eingepflanzt werden, da sie Wurzelausläufer bilden und sich somit über die gesamte Spirale ausbreiten. Rosmarin und Basilikum in Töpfe Pflanzen, da sie nicht winterhart sind und im Haus überwintern müssen.
Der Phantasie sind bei der Bepflanzung keine Grenzen gesetzt. Auf einer großzügig angelegten Kräuterspirale finden neben Gewürz- auch Heil-, Tee- und Wildkräuter Platz.
Hier eine Pflanzenliste
(G = Gewürz-, H = Heil-, W= Wild-, T = Teekraut, kl. = kleinwüchsig)
- Bereich A Wasserzone
Feucht und nass durch den Miniteich und die Verbindung zur Umgebung. Hier gedeihen
Brunnenkresse (G), Bachbunge (G), Kalmus (H) und Wasserminze (T)
- Bereich B Feuchtzone
Humusreich, sonnig und feucht, der Boden wird mit Komposterde angereichert. Hier wachsen
Petersilie (G), Kerbe (G), Schnittlauch (G), Schnittknoblauch (G), Sauerampfer (G), Schildampfer (G,kl), Guter Heinrich (W), Knoblauchrauke (W), Winterhecke (G), Indianernessel (T), Luftzwiebel (G), Wilde Rauke (G)
- Bereich C Normalzone
Halbschattig, humos, trocken ideal für
Zitronenmelisse (G, H, T), goldfarbene und buntblättrige Melisse, (kl, G,H,T), Pimpinelle (G), Portulak (G), Oregano (G), Fenchel (G,H,T), Oregano, kretisch (G, kl), Buschoregano (G,kl), Ysop (G), gezahnter Ysop (G,kl)
- Bereich D Mittelmeerzone
Durchlässig, mager und trockener Boden. Es wird Kalk untergemischt, denn hier wachsen die kalkliebenden Mittelmeerkräuter wie
Bergbohnenkraut (G,kl), Salbei (G), Salbei, lavendelblättrig (G,kl), Thymian (G,H), Buschthymian (G,H,kl), Rosmarin (G,H,) Zitronenthymian (G,T), Orangenthymian (G,T), Majoran (G), Lavendel (G,H,T), Currykraut (G), Zwergcurrykraut (G,kl)
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Adressen
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Redaktion: Wilfried Platzek (1991 - 2005: Leiter des Umweltbüros Weißensee/Am Weißen See)
Das Umweltblatt #14 wurde von Jennifer Hartmann, im Frühjahr 2004 während eines Praktikums im UMWELTBüRO am Weißen See ausgearbeitet.
Die Internetfassung wurde zuletzt am 03. Juni 2011 aktualisiert.
Anfragen zur Website: webmaster@umweltbuero-weissensee.de
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